Dieses Jahr hat unser Seniorchef Joschi seinen 89. (!) Geburtstag gefeiert. Noch immer ist er uns eine große Hilfe im Betrieb und arbeitet im Weingarten und in der Buschenschank mit, wo Hilfe gebraucht wird. Vergangenes Jahr – also 2021 – war Joschi sogar im Fernsehen. In der in den 1960er Jahren beliebten ORF-Sendung “Streiflichter” war der junge Joschi in der Signation beim Pflügen mit seinem Pferd zu sehen. Im Hintergrund war die Burg Kreuzenstein gut zu erkennen. Die Redaktion von “Niederösterreich heute” hatte dieses Fundstück im Archiv entdeckt, und unseren Joschi dazu interviewt, wie es damals zu dieser Aufnahme gekommen ist. (den Beitrag könnt ihr übrigens hier nachsehen).

Das wollen wir zum Anlass nehmen, und euch auch ein bisschen etwas zur Geschichte und Entwicklung unseres Weinbaubetriebes zu erzählen. 

Joschi erinnert sich…

Sowohl Joschis als auch Hannis Familie besaßen in den 1920er Jahren ein paar Weinstöcke und auch Presshäuser, wo der Wein gekeltert und gelagert wurde. Damals wurde aber noch nicht in großem Stil Wein produziert, sondern eher für den Eigenbedarf und Verkauf ab Hof.

Joschis Eltern haben im Sommer im Presshaus in der Bründlgasse ausgeschenkt, denn hier kamen viele Wanderer vorbei, die ihren Durst löschen wollten. Im Winter war dann in der Hauptstraße 29 bei den Holzers ausgesteckt. Der Küchentisch der Familie fungierte als Stammtisch, vier weitere Tische waren im Wohnzimmer für die Gäste aufgestellt. Überhaupt war damals vieles noch anders und “improvisierter” als heute: So war der Heurigen damals wirklich nur für den Wein “zuständig”. Zu Essen nahmen sich viele Gäste selbst mit, oder es gab ab und zu das eine oder andere Glas Schmalz oder Aufstrich, eventuell ein Stück Geselchtes und Brot zur Selbstbedienung. Eine Spezialität vom Holzer Heurigen war damals hausgemachtes Brot. Denn Joschis Mutter hatte als Aussteuer zur Hochzeit einen Brotbackofen aus Gusseisen bekommen. Für ihre Brotbackkunst war die “Holzer Oma” dann lange Zeit bekannt. Übrigens gibt es den alten Ofen noch heute. Vielleicht probieren wir uns mal im Brot backen.

Ein paar Häuser weiter auf der Leobendorfer Hauptstraße haben Anfang der 1930er Jahre Hannis Großeltern – Johann und Maria Rohringer – begonnen, vier Wochen lang im Winter zu schenken. 

Den ersten großen Weingarten – wie man ihn auch heute kennt – hatte die Familie Holzer am Sauberg, hinter der Kreuzgasse, Riede Kirchberg und Im Hausholz, das war früher oberhalb der Stockerauerstraße und unterhalb der Nussallee (damals alles unverbaut). Die Familie Rohringer, also Hannis Eltern und Großeltern, hatten ihren großen Weingarten in Kirchbigeln, ca. dort wo auch heute noch unser Sauvignon Blanc wächst.

Der 2. Weltkrieg führte zu einem vorübergehenden Ende der Heurigenbetriebe und Buschenschanken in Leobendorf. Nach Abzug der Besatzungsmächte und dem Wiederaufbau hatten die Landwirte primär die Aufgabe, die Versorgung der Bevölkerung mit Grundnahrungsmitteln zu gewährleisten. Nach dem Krieg wurde dann aber bald wieder weitergeschenkt.

Die Lokaleröffnung im Jahr 1963

Die Geschichte unseres Betriebes ging dann mit der Heirat von Hanni und Joschi im Jahr 1961 weiter. Bald war sich das junge Ehepaar einig, dass man für den Heurigenbetrieb ein eigenes Lokal mit mehr Sitzplätzen, einer eigenen Küche und WC-Anlage benötigen würde. So begann Joschi gemeinsam mit seinem Schwiegervater Johann Rohringer – einem Wagnermeister – das Haus in der Hauptstraße 16 als Heurigen umzubauen.

Im Jänner des Jahres 1963 war es dann soweit und der Holzer-Heurigen sperrte erstmals auf. Es war damals der größte Heurigen im Ort. In den ersten Jahren hatte man immer nur vier Wochen im Jänner geöffnet. Zum einen, weil es zu dieser Jahreszeit in der Landwirtschaft nicht so viel zu tun gab und zum anderen, weil die produzierte Weinmenge nur für einen Termin ausgereicht hat.

Die ersten Weinsorten, die Joschi gekeltert hat, waren Grüner Veltliner und Rivaner – die typischen Sorten für unsere Region. Später kamen dann noch Weissburgunder und Zweigelt dazu. So wuchs mit den Jahren auch die bewirtschaftete Fläche an Weingärten, die produzierte Weinmenge wurde größer und Joschi und Hanni entschieden sich aus diesem Grund dazu, jeweils weitere drei Wochen im April und August aufzusperren. Parallel dazu wurde auch das Angebot an Speisen ausgeweitet und bis zum August 2013 verwöhnten Hanni und ihre Küchencrew die Gäste mit täglich frisch zubereiteten Heurigenspezialitäten wie z.B. Surfleisch, Geselchtem, Erdäpfel- und Krautsalat, und nicht zu vergessen die weit über die Grenzen der Gemeinde hinweg beliebten Fleischlaberl.

Ende der Ära Hauptstraße 16 – Neubeginn in den Weinbergen

Genau 50 Jahre lang war der Heurigen Holzer mit dem Haus in der Hauptstraße 16 verbunden. Die traditionell dunkelgelbe Fassade und das grüne Holztor waren quasi Markenzeichen, genauso wie die wunderschöne Laube im Hof, die vor allem im Sommer oft bis auf den letzten Platz gefüllt war. Gerne hätten wir – die nächste Generation – an diesem Ort mit unserem Betrieb weitergemacht. Da die vorhandene Bausubstanz und die modernen Anforderungen an einen Heurigenbetrieb aber leider gänzlich auseinandergedriftet sind, haben sich Bernhard und Stephi entschlossen, ihr Weingut am jetzigen Standort in den Leobendorfer Weinbergen zu errichten.

Nein, nicht unsere Valentina sondern klein Bernhard bei der Stallarbeit 😉